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Darque
Ich verfolge mit den Augen die Zahlen der Anzeige, die langsam hinaufsteigen. Bis es ruckelt und Anzeige und Fahrstuhl stehenbleiben. Irgendwo zwischen dem 4. und 5. Stock. Ganz wunderbar. Ich seufze lautstark und schiele zu dem jungen Mann, der mit mir hier drin auf engstem Raum eingesperrt wurde. Dunkelbraune Haare, hohe Wangenknochen, Anzug, die Krawatte schon gelockert. Er sieht so entspannt aus, dass ich es versäume Panik zu schieben. Ich wippe mit den Füßen auf und ab. Nichts tut sich. Sollte man irgendeinen Notfallknopf oder so betätigen?
„Das kann noch ein bisschen dauern, aber er wird sich wieder einkriegen. Das tut er immer“, sagt der Mann und ich nutze die Gelegenheit mich ganz zu ihm zu drehen.
„Ist dir das schön öfter passiert?“, frage ich etwas geschockt nach. Gleichzeitig könnte ich mich schlagen. Es wäre angemessener gewesen, ihn erst zu Siezen. Aber irgendwie sieht er nicht nach einem „Sie“ aus. Er erstrahlt das „Du“ geradezu aus.
„Jap. Ich kenne jetzt meinen einen Nachbar besser, als ich je wollte.“
Ich muss grinsen. Also wohnt er hier. Ich dagegen bin nur zu Besuch. Eine so große Wohnung nahe Potsdamer Platz könnte ich mir auch kaum leisten.
„Hast du einen ungefähren Durchschnittswert, wie lange sich das hinzieht?“, frage ich ihn und lasse mich gleichzeitig auf den Boden sinken. Eigentlich peinlich, dass man es kaum noch gewöhnt ist zu stehen.
Warten auf etwas, von dem man nicht weiß wann es kommt, ist ätzend. Meinetwegen warte ich eine Stunde, wenn ich weiß, dass es danach auf jeden Fall losgeht. Und vielleicht hat er ja zufällig ein Kartenspiel in seinem Aktenkoffer.
„Länger als eine Stunde dauert es eigentlich nie. Mann, ich dachte, sie haben das Mistding inzwischen mal hinbekommen.“
Auch er lässt sich ungeniert auf den Boden gleiten. Streckt seine Beine aus, die bedeutend länger sind als meine und diese fast berühren. Ich hätte es schlimmer erwischen können mit meiner Gesellschaft. Zum Beispiel seinen gesprächigen Nachbarn.
„Und was machen wir jetzt?“, frage ich, nach ungefähr einer Minute Stille.
„Na ja, wir könnten …“, meint er und wackelt mit den Augenbrauen.
Meine Augen weiten sich. Er kann nicht das meinen, was ich denke, was er meint … oder? Das schelmische Grinsen auf seinem Gesicht beteuert mir aber: doch.
„Äh nein“, sage ich leicht verunsichert und muss aber gleichzeitig anfangen zu lachen. „Können wir nicht.“
Er zuckt mit den Schultern. Egal wie ernst es gemeint war, immerhin komme ich mir nicht sexuell belästigt vor. Was gut ist. Eingesperrt mit einem Mann in einem Fahrstuhl. Es ist ja auch recht schmeichelhaft, er sieht schon unbestreitbar attraktiv aus. Aber nein, definitiv nicht.
„Dann musst du jetzt wohl was weniger lustiges vorschlagen“, sagt er.
Ich denke nach. Gerade, als ich ihm das „Entweder-Oder“-Spiel vorschlagen will, geht ein Ruckeln durch den Fahrstuhl und setzt sich wieder in Bewegung. Na bitte, geht doch.
Wir rappeln uns auf. Es braucht nicht mehr lange, bis die Türen zum 5. Stock aufgehen. Wir beide steigen aus, er geht auf eine Haustür zu und ich auf die Treppe. Ich muss in den 6. Stock, aber das werde ich nun laufen.
Ich schaue mich noch mal um, um mich zu verabschieden, aber da ist er auch schon weg.Ort: Im Wald
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Darque
@CharlyTrash Ja aber letztendlich setze ich jetzt an Büchern was aus die ich 1) mal absolut toll fand und 2) die ja auch professionell verlegt worden sind und ihre Anhängerschaft haben. Und ich mag eigentlich nicht zu jemandem werden, der an vollkommen runden Texten rummäkelt und so im schlimmsten Fall noch irgendwelche Autoren vergrault, die sich dann irgendwie nicht mehr trauen was an einen Verlag zu sckicken oder so. … inklusive mir selbst!
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Darque
Jaaaa ich bin zunehmend kritsicher geworden, eben auch bei normalen Büchern. Indies kann ich fast gar nicht mehr lesen, weil ich meinen Kopf da nicht aus kriege (bei berühmten Ami-Autoren oder so, kann ich mir sagen, dass die eh meinen Kommentar nicht brauchen XD). Ich finde es recht schrecklich, aber was soll man machen?
Aber ich frag mich manchmal schon, ob ich nicht einen Punt erreicht habe, an dem ich ZU kritisch bin.
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Darque
Oh, das ist aber schade.
Kommt natürlich auf die Definition an, aber wenn kindisch einfach nur “nicht-erwachsen” ist, was immer man sich darunter vorstellt, dann benehme ich mich wohl regelmäßig kindisch. ^^ Ob man jetzt lachend in der Nacht fremde Hinterhöfe entdeckt, oder mit dem Kumpel Pokemon zockt. XDDDNoch nie war ich länger als ein paar Wochen im Ausland.
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Darque
Ich hoffe es kam jetzt nicht so rüber, als sei ich absolut und immer gegen Cliffhanger und offene Enden. Ich finde sie nur nicht das Allheilmittel, um jemanden zum Weiterlesen zu bringen. ^^
Hier und da finde ich sie angebracht und atemberaubend.
Ich denke man kann sagen: Wenn er gut gemacht ist, bemerke ich es womöglich gar nicht. Da bin ich dann in der Story gefangen und lese einfach nur voller Spannung weiter. Aber an dem Moment, wo mir ein Cliffhanger bewusst auffällt, ragt das Stilmittel wohl weiter hervor als die Geschichte. Um es mal mit einer Metapher zu sagen: Der Fisch verachtet den Wurm nicht, aber in dem Moment wo er realisiert, dass der an einem Haken hängt, hat er sicherlich keine Lust mehr reinzubeißen.
Hach, spannendes Thema. ^^ -
Darque
Ich denke was auch noch sehr mit reinspielt ist, was der Leser erwartet, was auch oft mit Genre zusammenhängt. Deswegen kann ich mir auch sehr gut vorstellen @CharlyTrash dass in den Büchern, die du liest, ein Cliffhanger besser funktioniert als in denen, die ich lese.
Ich lese Bücher, um mich zu unterhalten und am Ende möchte ich es zuklappen und mich gut fühlen. Vielleicht sogar mit einem Schwang Optimismus rausgehen. Ähnlich wie @Katykate finde ich ein Happy End wichtig. Obwohl ich es in meinem Fall auch wichtig finde, dass es halbwegs realistisch und nicht übertrieben ist. (Sprich in einer Liebesgeschichte sollen sich A + B schon kriegen aber ich brauche keinen Ausblick in 20 Jahren, der mir garantiert, dass sie da immer noch glücklich zusammen sind, sich vielleicht noch ein paar Nebencharaktere gefunden haben und Nachwuchs unterwegs ist, was weiß ich …).
Wenn man jetzt zu einem Horrorbuch greift, will man Thrill. Wenn man das Buch zuschlägt und ein dunkles, beklemmendes Gefühl hat, das noch nachwirkt, eben weil das Buch eben nicht komplett abgeschlossen ist, dann ist es wahrscheinlich genau das, was man von dem Buch wollte.
Dennoch muss glaub ich auch für ein offenes Ende genug gegeben sein. Der Autor sollte sich trotzdem Gedanken darüber machen, mit welchem Gefühl er die Leser zurücklassen will und wie er das erreicht. Was er andeutet, um die Gedanken in eine bestimmte Richtung zu lenken, ehe er den Leser damit allein lässt.Dennoch kann ich nicht oft genig bbetonen wie dermaßen übertrieben eingesetzt ich dieses Stilmittel finde. Es ist inzwischen bei jeder Serie so und es NERVT. Ich bin froh, dass ich oft einen Rückstand beim gucken habe, weil ich sonst vllt aus trotz ab und zu aufhören würde. Am Ende einer Folge nehme ich das noch hin, aber am Ende vom Serienfinale, bah. Vielleicht mal, aber nicht immer. Erweckt auf mich immer den Eindruck, als hätte man keine besseren Argumente, warum ich weiterschauen soll, außer, dass man mir Informationen vorenthält. Wer kein Vertrauen in sein Produkt hat, dann hab ich auch keins.
Bei Büchern is mir das bisher zum Glück noch nicht so aufgefallen. Dass es auch so geht, zeigen zum Beispiel u.a. die Harry Potter Bücher: Ein Spannungbogen, eine kleine Teilschlacht pro Buch, die am Ende gelöst ist, jeder kann in die Ferien nach Hause. Natürlich gibt es den Oberplot, den roten Faden durch alle Bücher und eine Lage, die sich immer mehr zuspitzt, aber das ist ja auch logisch. Und auch ohne Cliffhanger standen die Leute vor den Buchläden Schlange und wollten gerne das neue Buch lesen.
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Darque
Mh also Therapie eigentlich nicht. Ich hatte noch nie ein Buch war mir gezielt geholfen oder mein Leben verändert hat, denke ich. Aber sie sind so eine Art Tagebuch. Wie bestimmt Musik, Gerüche und Fotos. Der erste Harry Potter Band macht mich zum Beispiel wieder zur Zehnjährigen. ^^ Ich weiß plötzlich wieder genau, wie es damals war und wie ich mich gefühlt habe. Und so geht es mir auch mit vielen anderen Büchern im Laufe meines Lebens. Da ich schon immer vorgelesen bekommen habe und dann selbst zum Lesen übergegangen bin, gibt es tatsächlich auch für jeden Abschnitt Bücher.
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Darque
Offene Ende finde ich für Kurzgeschichten okay, vor allem, wenn sie zum Selbstnachdenken anregen, aber bei einem Roman würde ich mir verarsch vorkommen. 300 Seiten oder mehr lesen, damit ich am Ende nicht mal einen Abschluss haben?! Aber natürlich muss nicht immer alles aufgeklärt werden. Aber das, was mir am Anfang als Hauptkonflikt zugespielt wurde, ja dafür will ich ein Ende. Es muss nicht immer ein gutes sein.
Was Cliffhanger angeht habe ich schon eine leichte Abneigung dagegen. Aber Brandon Sanderson hat mal was gesagt, was ich richtig finde und zustimmen würde: Es gibt 2 Sorten Cliffhanger: Die, wo man die Tür aufmacht und man nicht sieht, was dahinter ist, cut. Und die wo man etwas sieht, was alle verändern könte, cut.
Die ersten finde ich einfach persönlich billig. Das muss dann schon was verdammt tolles hinter dieser Tür sein, damit ich das verzeihe. Die zweiten finde ich besser, sind aber auch schwieriger, denke ich.