• ManuB

    @eule sagte in Selfpublishing und Marketing:

    Darf ich kurz zwischenfragen, was es damit auf sich hat, dass Verlage lieber Prints als EBooks verkaufen wollen? Ist die Gewinnmarge da so viel größer? Verlage haben ja genauso Druckkosten wie SPler oder?

    Ich bin mir nicht sicher, ob es den einen Grund gibt, kenne aber ein paar Faktoren, die bestimmt mit reinspielen. Zum einen ist der Anteil des Umsatzes, den Verlage im stationären Handel machen, deutlich größer als man denkt (deshalb gab es während der Corona-Lockdowns in der Buchbranche auch in fast allen Bereichen gewaltige Umsatzrückgänge – mit Ausnahme von Kinderbüchern, da sind die Umsätze sogar gestiegen). Zum andern nutzt amazon seine Marktmacht aus, um Verlagen Rabattverträge aufzuzwingen, die dazu führen, dass die Gewinnmarge fast vollständig bei amazon landet und beim Verlag kaum etwas ankommt (die großen Buchhandelsketten wie Thalia/Mayersche machen das wohl inzwischen auch). Deshalb gehen übrigens immer mehr Verlage dazu über, die Beteiligung der Autor:innen nicht auf Grundlage des Ladenpreises, sondern des Verlagserlöses zu berechnen – am Ende kommt also weniger Geld bei den Autor:innen an, weil der Verlag sie an den absurd hohen Mengenrabatten beteiligt, die er amazon und großen Ketten zu gewähren gezwungen ist. Ich könnte mir vorstellen, dass man deshalb die Abhängigkeit von amazon einfach nicht noch weiter steigern will, denn das ist nunmal der mit Abstand größte E-Book-Händler.
    Die Gewinnmarge dürfte bei E-books sogar deutlich größer sein als bei Printausgaben; immerhin sind die E-Books von Verlagen nur 1-2 € günstiger als die Printausgabe. Wie viel davon beim Verlag ankommt und wie viel beim Händler landet, ist aber eine andere Frage.
    Dann kommt dazu, dass die meisten Leute einfach lieber Printbücher lesen. Interessanterweise sind es übrigens eher die Älteren, die digital lesen (weil man am E-Reader die Schriftgröße anpassen kann) und gar nicht die Jüngeren, an die man dabei zuerst denkt.
    E-Books haben außerdem den (aus Verlagssicht) Nachteil, dass man sie ohne Wertverlust weitergeben kann – bei Verkäufen von gebrauchten Printbüchern landet zwar auch kein Umsatz beim Verlag, aber Printbücher kann man im Gegensatz zu E-Books auch nicht unendlich oft weiterreichen und nicht so leicht raubkopieren. Wenn ich ein ausgelesenes Buch weiterverkaufe oder -verschenke, verdient der Verlag zwar auch nicht daran, aber im Gegensatz zu einem ausgelesenen E-Book ist die Printausgabe dann auch nicht mehr in einem neuwertigen Zustand.
    Ich denke, das alles (und vielleicht noch mehr Faktoren, die ich nicht kenne oder gerade nicht parat habe) spielt zusammen, dass für Verlage Printausgaben erstrebenswerter sind als E-Books.

    Take-away-Message: Bücher am besten direkt im Shop des Verlags oder bei einer kleinen Buchhandlung kaufen statt bei amazon oder Thalia/Mayersche, das steigert die Gewinnmarge der Verlage und dadurch kommt auch mehr Geld bei den Autor:innen an (zumindest bei denen, die “X % vom Nettoverlagserlös” statt “X % vom Nettoladenpreis” im Vertrag stehen haben – auch ein Punkt, auf den man achten und ggf. nachverhandeln sollte, wenn man einen Verlagsvertrag unterschreibt!).

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen

Es scheint als hättest du die Verbindung zu Schreibnacht verloren, bitte warte während wir versuchen sie wieder aufzubauen.