• Darque

    Was ist show, was ist tell?

    Show don’t tell bedeutet so viel wie „Zeigen, nicht erklären!“ und ist eine DER goldenen Regeln des kreativen Schreibens. So gut wie jeder hat schon mal davon gehört, aber nicht jeder weiß damit auch etwas anzufangen.

    So bedeutet Show don’t tell zum Beispiel nicht einfach nur, dass man eine Szene ausführlicher beschreibt, auch wenn show meist damit einhergeht, dass es etwas länger wird. Muss aber nicht. Wenn ich mich mal an einem Beispiel von @Andrea-Weil bedienen darf:

    Tell: Er war skeptisch.
    Show: Er zog die Augenbrauen hoch.

    Wo ist hier der Unterschied? Show don’t tell heißt in erster Linie, dass man etwas dem Leser beschreibt, statt ihm die Interpretation abzunehmen, so dass er seine eigenen Schlüsse ziehen kann. Das ist deswegen so wichtig, weil die meisten Leser das wirklich gerne machen, statt alles vorgekaut zu bekommen. Es lädt auch dazu ein, sich mehr in die Szene hineinzuversetzen.

    Tell: Er war gemein.
    Show: Er zog mir so fest an den Haaren, bis meine Kopfhaut brannte wie Feuer.

    Jeder weiß mit dem Wort „gemein“ etwas anzufangen. Wir wissen was es ist, wir haben es erlebt und sehr empathische Leser fühlen auch mit. Aber es ist eine abstrakte Verallgemeinerung, die wirklich viel bedeuten kann.
    Erleben wir dagegen durch den Protagonisten am eigenen Leib, was der andere tut, ist es noch mal etwas anderes.
    Die Chancen, dass der Leser eine Figur unserer Geschichte hasst oder liebt, sind sehr viel größer, wenn wir ihm Gründe geben, die Figur zu hassen oder zu lieben, anstatt dass wir ihn lediglich darüber informieren.
    Und genau das tut „tell“: Es informiert. „Er war abgrundtief böse“ ist ein Satz, der dem Leser bereits sagt, was er von einem Charakter halten soll. Das funktioniert in Kindergeschichten noch ganz gut (man werfe nur mal einen Blick auf die klassischen Märchen), in einem Roman kann das bis dahin führen, dass der Leser (je nach Präferenz) das Buch in die Ecke schmeißt, weil er sich bevormundet vorkommt.

    Was oft in Texten passiert – und da nehme ich mich so was von nicht aus – ist, dass wir dazu neigen, erst einen Tell-Satz schreiben, um ihn dann mit einem Show-Satz zu „beweisen“:

    Es waren furchteinflößende Kreaturen (tell). Speichel tropfte von ihren handgroßen Reißzähnen, Stacheln ragten wie ein Scherbenmeer aus ihren Rücken. Mit glimmenden Augen bewegten sie sich auf mich zu (show).

    Kann man so machen, in vielen Fällen kann man das „tell“ aber auch einfach wegkürzen. Dazu bieten sich Überarbeitungen wunderbar an.

    Um im Einzelnen zu überprüfen, ob es sich um show oder tell handelt, kann man sich die Fragen stellen: Nehme ich dem Leser gerade eine Interpretation ab, die ich ihm auch anders vermitteln könnte? Erkläre hier etwas, was ich stattdessen zeigen und beschreiben könnte?

    Wie macht man das also? Etwas zeigen, statt etwas zu erklären?

    Dafür kann man sich als Autor verschiedener Mittel bedienen. Vor allem geschieht es, in dem wir Handlung und physiologische Vorgänge (schwitzen, Herzrasen, der Kloß im Hals … aber bitte auch alles in Maßen) beschreiben, auf verschiedene Sinneseindrücke eingehen und Dialoge nutzen.

    Bsp.:
    „Sobald ich den Raum betrat, drehte er sich um und ging.“ statt „Er vermied mich.“
    „Ein bitterer Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus, der mich würgen ließ.“ statt „Es war eklig.“
    „Machst du es jetzt? Sofort? Pack das beiseite und mach das bitte jetzt. Geht das etwas schneller?“ - „Ja doch! Ich bin doch schon dabei.“ statt „Er nervte mich.“

    Ist tell immer schlecht und show immer gut?

    Keineswegs. Würden wir alles und immer nur zeigen und nicht erklären, hätten wir ziemlich bald ein ziemlich langatmiges Buch. Und es ist auch eine Kunst für sich, gutes Tell hinzubekommen.

    Natürlich müssen wir Dinge ab und zu erklären. Zum Beispiel, weil es in der Regel viel schneller geht. Oder weil sich etwas wiederholt und wir es nicht jedes und jedes Mal wieder im kleinsten Detail zeigen wollen.
    Show sollte vor allem dann rausgekramt werden, wenn es sich um etwas Wichtiges und auch Emotionales handelt. Etwas, bei dem wir die ganze Aufmerksamkeit des Lesers haben wollen und bei dem wir wollen, dass er jede Sekunde mitfühlt.
    Wenn z.B. in jeder Szene beschrieben wird, wie ihr Pulsschlag sich dramatisch erhöht, wie ihre Hände anfangen zu schwitzen, wie ihr Atem immer schneller wird … dann ist das nicht mehr sehr wirkungsvoll, wenn ihr zu einer Stelle kommt, bei der das von besonderer Bedeutung ist.

    Kleiner Selbsttest – könnte man diese Sätze in ein schöneres Show packen?

    1. Sie hatte Angst.

    Ja. Hier bietet sich show sehr gut an. Ob der Protagonist nun sieht, dass jemand Angst hat, oder selbst Angst hat, beides könnte eine sehr viel intensivere Szene werden, wenn man den Leser durch show mehr einbindet. „Sie kauerte zitternd in einer Ecke.“

    1. Er schaltete das Licht an.

    Nein. Natürlich könnte man hier dem Leser noch mehr Sinneseindrücke geben. Man könnte es auch anders schreiben: „Er tastete nach dem Schalter. Das Licht flutete den Raum und brannte in seinen Augen [ect. pp.].“ Aber an sich handelt es sich hierbei um eine einfache Handlung, die so für sich stehen bleiben kann. Wir müssen auch nicht jedes Mal aus „Er ging die Straße lang.“ ein Erlebnis machen a la: „Seine Fußsohlen berührten den rauen Bürgersteig. Schritt für Schritt bewegte er sich vorwärts.“ Irgendwann wird es auch einfach lächerlich.

    1. Sie unterdrückte ein Gähnen.

    Nein. Der Satz ist bereits show, der tell-Satz wäre: „Sie war müde.“ Natürlich könnte man jetzt noch dazu schreiben, wie schwer sich ihre Lider anfühlen, aber wie wir gerade schon festgestellt haben: vom Hundertsten ins Tausendste geht im Nachhinein immer, muss aber nicht sein.

    1. Er war nicht gerade der Hellste.

    Ja. Ob da nun steht, dass er nicht besonders klug ist, oder nicht der Hellste, ist egal. Fakt ist, dass dem Leser schon etwas erklärt wird, dass er auch hätte selbst herausfinden können, indem die besagte Person sich zum Beispiel ab und zu nicht sehr klug äußert. z.B. „Belgien ist eine schöne Stadt.“ ;)

    1. Die Ampel sprang von Gelb auf Rot.

    Nein. Es ist eine Umgebungsbeschreibung. Man kann beschreiben, wie der Protagonist auf die Bremse drückt oder aufs Gaspedal. Was er dabei fühlt. Aber die Ampel wird weiterhin von Gelb auf Rot springen. Der Satz bleibt so stehen und über den ist jeder Leser auch sehr dankbar.

    Um das ein wenig zu üben, verweise ich freundlich auf das Show don’t tell Spiel hier im Forum.

    Verfasst in Was ist eigentlich ...? weiterlesen
  • Darque

    Ich bin keine Grafikdesignerin, aber spiele ab und zu mal ganz gerne mit Gimp rum. :) Da diesmal die Gilden meine Inspiration waren, wollte ich euch meine “Gilden Girls” nicht vorenthalten:

    0_1488323505580_gilden-girls-banner.jpg

    Verfasst in WriYoBo-Café weiterlesen
  • Darque

    Keine Ahnung, ob hier der richtige Ort dafür ist, aber stören tut es hier vermutlich nicht. ^^

    Für alle, die eine kleine Motivation für das Schreiben zwischendurch brauchen (hallo Wriyobo-Partizipanten) und es bisher vllt noch nicht kannten, präsentiere ich:

    http://writtenkitten.co/

    Man kann sich unten einstellen ab wie vielen Wörtern man eine Katze, Hund oder Häschen (vllt ja auch ein Plot-Häschen?) angezeigt bekommen möchte.

    Ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg beim Schreiben! :)

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • Darque

    219 Wörter :) Der hab ich aber was mit der Brechstange übergezogen, sag ich dir.

    Verfasst in Abenteuer Archiv weiterlesen
  • Darque

    Ich verstehe es auch nicht recht: Du willst kursiv schreiben, weil nötig. Du willst aber auch, dass Verlage es dir eindeutig erlauben oder verbieten. Wenn sie es dir jetzt eindeutig verbieten, dann hast du deinen Willen bekommen. Wärst du dann zufrieden?

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • Darque

    BAM! Turnier beendet. Preiset mich! XD

    Verfasst in Tapfere Wortkrieger weiterlesen
  • Darque

    „Da kommt noch ein E hin.“
    „Ja doch, ist doch egal.“
    „Nein, ist nicht egal, wenn da ein E hinkommt und da keins ist.“
    „So. Jetzt besser? Können wir uns jetzt wieder auf das Wesentliche konzentrieren?“
    „Ja na klar. Obwohl es auch sinnvoll wäre diese beiden Dinge hier näher zusammenzuschreiben, weil sie im direkten Bezug zueinander stehen.“
    „Hör zu, ich bin dein Mann, nicht dein Kunde, okay?“
    „Deswegen kriegst du ja auch alle Ratschläge kostenlos.“
    „Oh, ach so, das ist aber gnädig. Noch irgendwelche Verbesserungsvorschläge, Madame?“
    „Jetzt wo du es sagst. Es bietet sich immer an spezifischer zu werden. Hier zum Beispiel: Marmelade. Was soll das bedeuten? Reden wir hier von Erdbeere? Waldbeere? Was vollkommen anderem?“
    „Herr Gott noch mal, das ist eine Einkaufsliste!“

    Tell: Er war furchtbar gemein zu ihr.

    Verfasst in Forenspiele weiterlesen
  • Darque

    Ich hab ehrlich gesagt noch nie erlebt, dass sich das Schreibnachtforum vor etwas verschließt. Sie hören sich alles an, loten aus, was die Mehrheit will und handeln dann im Bereich ihres Möglichen. Vielleicht bist du in diesem Fall einfach nicht die Mehrheit Hina. Ich verstehe deine Intention, aber wenn die mehrere Personen sagen, dass du einen angreifenden Ton vorlegst, dann wird da vielleicht ein Stück Wahrheit dran sein. Und ich denke schon, dass man da was gegen tun kann.

    Verfasst in 39. Schreibnacht - 18.02.2017 weiterlesen
  • Darque

    Turnier beendet mit 2408 Wörtern für die @Wortkrieger

    Schreibe 10 Minuten – 200 Wörter
    Schreibe 300 Wörter – 300 Wörter
    Schreibe 15 Minuten – 336 Wörter
    Würfle mit 2 Würfeln – 310 Wörter
    Schreibe 500 Wörter – 500 Wörter
    Schreibe 10 Minuten – 212 Wörter
    Schreibe 20 Minuten – 550 Wörter
    Schreibe 150 Wörter
    Schreibe 5 Minuten
    Nächsten Tausender
    Schreibe 400 Wörter
    Schreibe 15 Minuten

    Verfasst in Duelle und Turniere weiterlesen
  • Darque

    @Liam-Rain @Taikatalvi Heißt, ihr schreibt auf das Dokument mit eurem Text NICHT euren Namen, sondern denkt euch STATTDESSEN ein Codeword aus. (Zum Beispiel “Apfelbirne” oder weiß der Geier) Das hat den Sinn und Zweck, dass eurer Text nicht anhand von eurem Namen bewertet wird, zum Beispiel, weil einer der Juroren euch irgendwie kennt etc.
    Anhand eurer Email, in der ebenfalls eurer Codeword steht (“Apfelbirne”!), kann eurer Text dann euren Namen und Adresse zugeordnet werden, sobald es relevant wird.

    Verfasst in Wettbewerbsarchiv weiterlesen
  • Darque

    LLD beendet mit 560 Worte für die @Wortkrieger.

    Und damit verabschiede ich mich auch schon vom Duell. :)

    Verfasst in Duelle und Turniere weiterlesen

Es scheint als hättest du die Verbindung zu Schreibnacht verloren, bitte warte während wir versuchen sie wieder aufzubauen.