• Holm

    Ich bin ein bisschen entsetzt von den neusten Antworten hier :D
    "Keine Erotik, weil das ist überflüssig und ich komme mir lächerlich vor" “Alles außer Schwanz ist peinlich” :D Dazu will ich auf einen Artikel im Schreibnachtmagazin verweisen, der das Thema behandelt: Hier klicken

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • Holm

    1. Schreiben ist ein Handwerk. Jeder kann es lernen, jeder kann es beherrschen.
      25a. Schreiben ist keine Zauberei. Tu es einfach wie du atmen würdest. Ist atmen etwas besonderes?

    2. Denk an die Leser. Lesen ist Unterhaltung. Niemand interessiert sich für Charaktere die Cornflakes essen.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • Holm

    So, ich hab mir auch mal Dans Ausführungen zu Ende angesehen. Durchaus alles sehr spannend. Ich hab zurzeit nichts, was ich plotten wollen würde, da ich die aktuellen Plots erstmal scheiben müsste. xD Trotzdem und deswegen habe ich den als nächstes anstehenden Subplot mal nach der Struktur geplant.
    Der Rahmen ist meine aktuelle (Fantasy)Geschichte, in der der Protagonist Dutschdo eigentlich nur auf dem Weg von seiner Burg ganz im Süden, zu seinem Ausbildungslager im Norden ist. Das liegt aufgrund von Krieg und Eroberung nun auf dem Territorium einer milde verfeindeten Allianz. Der erste “Sidequest” oder Subplot führt ihn, als Begleitung einer Aufklärungstruppe, in ein Diebesnest. Er ist unterwegs für seinen besten Freund, der die Allianzführung inne hat und dessen Handelskarawanen andauernd überfallen werden.
    Nach Dan Wells habe ich so angefangen:

    Hook Dutschdo ist völlig verwirrt davon das ihrendwelche Diebe Früchte in großer Zahl stehlen. Wozu machen sie das? Wo lagern sie das? Blöderweise sind im Kampf alle gefallen, also kann er niemanden davon mehr fragen.
    Midpoint Die zustände sind nicht zufriedenstellend, aber das ist ja auch kaum verwunderlich unter GoD(doofe Allianz). Ein Hinweis hat ihn hier hingeführt und ab jetzt klärt sich die Situation auf, er bekommt eine Idee davon was passiert sein könnte.
    End Dutschdo hat herausgefunden, dass die Diebe nur an jemanden geliefert haben. Außerdem hat er etwas großartiges für eine Stadt auf seinem Weg getan.

    Das Ganze führt dann, etwas ausgefüllter zu dem 7-Punkte-Plot:

    **Hook **
    Dutschdo ist völlig verwirrt davon das ihrendwelche Diebe Früchte in großer Zahl stehlen. Wozu machen sie das? Wo lagern sie das? Blöderweise sind im Kampf alle gefallen, also kann er niemanden davon mehr fragen.

    **Turn1 **
    Sein Weg führt weiter nach Norden, irgendein Hinweis hat ihm aufgezeigt das er nach Stadt xyz muss.

    Pinch1
    Vor Ort entdeckt er unzufriedenstellende Zustände, die ihn behindern. Auch muss er mit der Gefahr kämpfen, enttarnt zu werden. Die Menschen werden unterdrückt und das Verbrechen regiert.

    Try/Fails

    **Midpoint **
    Die Zustände sind nicht zufriedenstellend, aber das ist ja auch kaum verwunderlich unter GoD. Ab jetzt klärt sich die Situation auf, er bekommt eine Idee, davon was passiert sein könnte. Der Stadthalter könnte gemeinsame Sache mit den Dieben machen, das bedarf auf jeden Fall Aufklärung

    **Pinch2 **
    Der Stadthalter behindert massiv seine Ermittlungen. Dutschdo sieht keinen Ausweg. Möglicherweise wird er enttarnt und der Stadthalter versucht ihn festzusetzen. An sich besteht die einzige Möglichkeit in Flucht, denn was soll ein Mann alleine ausrichten?

    Turn2
    Dutschdo entscheidet sich die Stadt von den unhaltbaren Zuständen zu befreien.

    Try/Fails

    End
    Dutschdo hat herausgefunden, dass die Diebe nur an jemanden geliefert haben. Er befreit die Stadt von dem grausamen Mann und setzt einen Rat oder dergleichen ein. Chance hier auch weiter auf die Verhältnisse des Landes einzugehen, wann Herrscher Stadthalter legitimieren müssen.

    Verfasst in Workshop: Plotten mit der 7-Punkte-Struktur weiterlesen
  • Holm

    Ich möchte noch mal eure Expertise in Anspruch nehmen. Für meine neuste Kurzgeschichte ist hier der Anfang. Meine Frage: Würdet ihr weiterlesen? Wenn nicht, was bringt euch raus?

    „Ist hier noch frei?" Jon blickte auf und sah in das Gesicht einer jungen Frau.
    „Aber natürlich", antwortete er und nahm die Füße vom gegenüberliegenden Sitz. Eigentlich passte ihm das gar nicht. Bis eben noch war der Viererplatz noch seiner gewesen. Immerhin war sie halbwegs hübsch, älter als er, Mitte 20 schätze er. Vielleicht wollte sie ja reden.

    Im Austausch schätze ich gerne auch einen Anfang ein ;)

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • Holm

    Ich brauche mal kreative Schützenhilfe:
    Was kann der Protagonist nach einem Zugunglück (als Passagier) alles für Fehlentscheidungen treffen? Mir sind bisher Ölbrand mit Wasser löschen und jemandem eine Stange aus dem Bein ziehen, was Verblutung herbeiführt, eingefallen.
    Fällt euch noch was ein?

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • Holm

    So! Keiner postet hier, aber laut der Klickzahlen sind Kurzgeschichten und Anfänge von Geschichten ein spannendes Thema. :D ALso mache ich einfach mal den Anfang und poste hier eine “echte” Short Story rein. Also ein Werk voller Regeln, Metaphern, stilistischen Besonderheiten und Verkürzung.
    Um den Standardfragen gleich vorzubeugen :nerd: : Ich bin nicht der Protagonist, jede ShortStory besteht sowohl aus Fiktion als auch aus Realität. Jeder Satz ist fünf Mal überarbeitet und ich hab mit bei jedem Wort etwas gedacht. :D
    Ich freue mich aber aufjedenfall über eure Gedanken zum Text *aufgeregt*

    Verdammte Ex. Tims Weg zum Strand war voller dunkler Gedanken. Er kickte einen Stein ins Feld, zornig, aufgewühlt. Warum belästigte sie ihn noch immer? Er verstand es nicht. Ein Jahr war seit ihrer Trennung vergangen und noch immer umwölkten sich seine Gedanken von Zeit zu Zeit. So wie heute. Das war der Grund für seinen Weg zum Strand. Er brauchte Ruhe, wollte allein sein, fernab von Beziehungsproblemen und Befindlichkeiten anderer Leute.
    Der Wind hatte aufgefrischt, Wolkenfetzten jagten über den Himmel, ganz so wie in seinem Kopf. Vergessen wollte er sie, neu anfangen. Noch heute erschien sie ihm wie die ideale Frau. Schön und lebenshungrig, gut gebaut, verständnisvoll. Ihn quälten die gemeinsamen Stunden, geteilt hier am Strand, voller Wärme und Zuneigung. Sein Mädchen war sie gewesen, hatte ihm das Leben gezeigt, spontan, humorvoll und voller Abenteuer.
    Jetzt bandelte sie gerade mit irgendeinem Verlierer an, kannte ihn schon seit vielen Jahren. Facebook konnte grausam sein. Eigentlich ein Grund zum Freuen: Es hätte auch Superman sein können.
    Vor ihm stieg die Treppe zum Strand hinab. Er folgte ihr, versuchte sich des Bildes zu entziehen. Wind peitschte ihm ins Gesicht, hart, unerbittlich. Gut, Gut, dachte Tim. Er lief mit dem Wind, wollte einfach nur gehen, ohne Anstrengung. Rechts von ihm grummelte das Meer, nun aufgewühlt, vom neuen Wind. Weg mit den Schuhen, er wollte den Sand fühlen. Der Boden war warm, fein rannen ihm die Körner zwischen den Zehen hindurch. Er genoss das Gefühl, hier zu sein, heute, jetzt.
    Sie hatte ihn verlassen, aus längst vergessenen Gründen. Ein halbes Jahr später eine Renaissance, sie wollte ihn zurück, er machte mit, es ging nicht. Mit ihrer Periode kam ihre gespaltene Persönlichkeit, sie war wieder die andere Frau, die ihn vorsätzlich verletzte und in abstruse Gedanken abdriftete. Am Ende ein Facebookpost: Danke für die gute Zeit, ich habe dich in der letzten Woche nicht vermisst, wir passen nicht zusammen.
    Geh doch zum Teufel, dachte Tim. Warum hatte er sich ein zweites Mal darauf eingelassen? Er starrte aufs Meer, hielt inne, schaute. Weit konnte er sehen, keine Schiffe, ein paar Möwen hier und da. Beruhigend, das Wasser, das nimmermüde Brummeln der Brandung, die Unendlichkeit des Ozeans. Er brauchte keine Frau um glücklich zu sein, erst recht nicht hier am Strand. Hier war er, hier war der Sand, der Wind und der Ozean. Er setzte seinen Weg fort. Das Gras in den Dünen wogte unter den Böen, duckte sich in den Sand.
    Warum wollte sie ihn nicht? War der Neue besser? Konnte der Verlierer sie besser lieben als er es getan hatte?
    Schluss! Tim brüllte es dem Meer entgegen. Sinnlose Gedanken, immer nur im Kreis. Sie war dumm genug ihn wegzuwerfen, Glück für die nächste Misses Tim.
    Steine unter seinen Füßen, fest, schmerzhaft, unnachgiebig. Er hatte die Steilküste erreicht. Links von ihm erhoben sich die zerklüfteten Lehmwände, bewachsen mit Gras, Disteln und kleinen gelben Blumen. Er sah niemanden mehr, keiner traute sich in den Wind. Dumme Leute. Das war doch die schönste Zeit, die Welt zu spüren, roh, fair und ehrlich.
    Was störte ihn eigentlich? Er konnte gut allein sein, kam zurecht. Was ihn wurmte, war die Tatsache, dass sie mit all ihren Fehlern schneller und einfacher jemanden gefunden hatte als er. Natürlich hatte er die ein oder andere Liaison gehabt, aber nichts Festes. Das war nicht fair. Fair war nur der Strand, für jeden gleich, voller Wind, Sand und Wasser.
    Er sah einen Spaten im Sand liegen, rostig, gesprungen, alt. Tim nahm ihn auf, betrachtete ihn, drehte ihn, nickte und ging in Richtung Wasser.
    „Ist es das, was du willst? Wind in meinem Gesicht, Widerstand? Ich zeig dir was ich kann!" Er brüllte dem Ozean entgegen, entschlossen, wütend. Mit dem Spaten in der Hand stand er an der Wasserkante, beobachtete die heranschießende Brandung. Das Meer zog sich zurück und er tat den ersten Spatenstich. Schnell grub er, schichtete einen Berg auf, energisch, unermüdlich. Das Meer rauschte immer wieder heran, stahl ihm Sand und Burg, ebenso unerbittlich wie es einen Meter weiter den Sand stahl und ebenso unermüdlich wie er den Berg wieder aufschichtete.
    Eine Mauer! Er brauchte eine Mauer! Tim schippte was das Zeug hielt, verband Graben mit Wall, gegen die Fluten, chancenlos zunächst, dann erfolgreicher. Jederzeit war das Meer stärker, schickte Welle um Welle. Die kleinen brandeten an seiner Festung, die großen entrissen ihm Teile davon. Er war nicht schnell genug.
    „Brauchst du Hilfe?", fragte eine Stimme hinter ihm. Vor Schreck tat Tim einen Satz in die Höhe und platschte zurück ins Wasser. Er drehte sich um, erbost über die Störung.
    Dort stand ein Mädchen, klein, mit dunklen Haaren die im Wind wirbelten. Sah ihn aus braunen Augen an, fragend, erwartungsvoll. Tim bemerkte den Spaten in ihrer Hand, unfähig ein Wort zu sagen. Eine große Welle rauschte heran und überspülte die Festung und seine Füße.
    Er erwachte aus seiner Starre: „Ja natürlich." Sie lächelte, krempelte ihre Ärmel hoch und betrachtete skeptisch sein Werk.
    „Jetzt folgen wir einem Plan. Du übernimmst den Wall, ich erhöhe die Burg.“
    Tim sah sie fassungslos an. Das war sein Projekt. Sie ließ ihm keine Möglichkeit zu protestieren, drehte ihm den Rücken zu und buddelte im flachen Wasser. Er zuckte mit den Schultern und ging an die Arbeit. Gemeinsam konnten sie dem Meer etwas entgegen setzen. Immer noch brandeten die Wellen unerbittlich gegen die Festungsanlagen, fair, dauerhaft, gleichbleibend. Aber sie waren zu langsam. Die beiden Arbeiter gewannen Zentimeter um Zentimeter, schlauer und besser als das allgegenwärtige Meer.
    Lachend beendeten sie ihr Werk, verließen das Brandungsgebiet und betrachteten seine langsame Zerstörung aus der Ferne.
    „Ich bin übrigens Tim”, sagte er.
    „Hallo Tim. Ich heiße Lena."

    Ich habe unlängst eine von Dana Müller gelesen, die fand ich sehr gut (mit ein paar Einschränkungen) und würde mich sehr freuen, wenn ihr auch was postet! *gespannt*

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  • Holm

    Nachdem Jenny Mai Nuyen mich mit ihrer Antwort auf meine Frage in tiefer Verwunderung zurückgelassen hat, habe ich mir gedacht, ich schreibe mal einen Beitrag zum Thema „Anfänge in Geschichten."

    Mein Herz schlägt schreiberisch für Kurzgeschichten und in denen sind Anfänge ein ziemlich wichtiger Bestandteil. Ich glaube aber auch, dass für Romane und Novellen dieser Teil nicht unterschätzt werden sollte.
    Gesetzt den Fall wir werden verlegt, was tut der potentielle Leser im Buchladen? Hat er das Buch in der Hand, wird er irgendwann die erste Seite aufschlagen. Mir ist das beispielsweise wichtiger als der Klappentext. Vielleicht liest er auch noch ein bisschen mitten ins Buch rein.
    Ich höre in letzter Zeit immer wieder, dass es für jeden Stil und für jede Richtung Leser gäbe. Das mag stimmen, aber was spricht dagegen Regeln, Erfahrungen und Wissen von viel erfahreneren Autoren umzusetzen und auszuprobieren?
    Ich sehe mich noch eine Weile nicht auf dem gedruckten Markt, deswegen ist mein (und wahrscheinlich auch euer) Medium „Online". Foren, Amazon, Bookrix und Co. Der Leser entscheidet bei kostenlosen Werken ganz schnell ob er weiterlesen will oder nicht (ist ja nix wert). Der Anfang wird also wieder umso wichtiger.

    Anfänge von großen Autoren – Ein kurzer Vergleich

    Jenny Mai Nuyen sagt sinngemäß in ihrer Antwort an mich, dass jemand der gut im Schreiben ist, ganz einfach auch gute Anfänge produziert. Wer schlecht sei, dem helfen auch keine Regeln, Tipps und Kniffe mehr.
    Nun, das ist natürlich die Meinung einer erfahrenen Autorin, aber glücklicherweise steht sie mit dieser Meinung (und in meinen Augen einer Ohrfeige für alle Neu-Autoren) relativ allein da.

    Bernhard Hennen erklärte einmal bei einer Lesung, dass er Anfänge (er bezieht sich auf Prologe) nicht leiden kann. Er schreibt sie meistens zum Schluss und er findet all die Regeln doof, an die er sich halten muss, damit der Leser das Buch nicht gleich wegschmeißt. Aha! Da sind sie schon mal die Regeln. Ich entsinne mich nicht mehr gut daran, eine Regel die er aber nannte (und die er Kraft seines Erfolges endlich einmal brechen durfte) war, dass im Prolog keine Tiere sterben sollten. Wofür auch immer das gut sein soll. :D
    Meistens, das sieht auch Markus Heitz so, hat der Prolog in Fantasy-Romanen wenig mit der eigentlichen Handlung zu tun, er dient dem Leser als Köder und um ihn hinein in die Geschichte zu bringen.

    Zurück in der Onlinewelt ist das genau der Schlüssel zum Erfolg. In eigentlich nur einem Satz muss der Leser in der Geschichte drin sein. Dafür wie das am besten geht, gibt es Anleitungen und Regeln.

    Beispiele:

    Markus Heitz Die Albae: Tobender Sturm
    „Wie ich es mir dachte: Sie warten ab, weil sie es nicht wagen, uns nachts anzugreifen."

    Dieser Anfang produziert direkt Spannung: Es gibt einen Kampf und zwar genau jetzt. Der Protagonist hat das außerdem vorhergesehen. Hat er eine Falle gestellt? Wer greift an? Ich sollte weiterlesen!

    Cory Doctorow Little Brother
    „Ich gehe in die Oberstufe der Ceasar Chavez High im sonnigen Mission-Viertel von San Francisco, und das macht mich zu einem der meistüberwachten Menschen der Welt."

    Ob es wichtig ist, wo der Protagonist wohnt, sei mal dahingestellt, aber dieser Satz erzeugt ebenfalls schnell Spannung, da er aus simplen Fakten darauf hin führt, dass der Protagonist einer der meistüberwachten Menschen der Welt ist. Warum ist das so? Weiterlesen!

    Dan Brown Illuminati
    _„Der Physiker Leonardo Verra roch brennendes Fleisch, und es war sein eigenes." _

    Wolfgang Hohlbein Die Nekropole
    „Manche nannten Rom die ewige Stadt, doch Andrej hatte nie wirklich verstanden warum."

    Bernhard Hennen Die Ordensburg
    „Das ist kein Ort, an den man alleine gehen sollte, mein König."

    Joseph Staten Erstkontakt
    „Die Marines waren schon vor Sonnenaufgang in der Luft."

    George R. R. Martin Das Lied von Eis und Feuer
    „Wir sollten umkehren", drängte Gared, als es im Wald um sie herum zu dunkeln begann.

    Frank Schätzing Limit
    „I want to wake up in a City that never sleeps – Der gute alte Frankieboy."

    Jenny Mai Nuyen Das Drachentor
    „Es hatte viel geregnet."

    Diese Diskrepanz war unter anderem Anlass für meine Frage an Jenny Mai Nuyen. Wie schon oben erwähnt, gibt es für jeden Stil Leser und viele werden sicher sagen: Ich starte gern in einen dicken Wälzer mit einer ausführlichen Beschreibung des Wetters und des Waldes. Der Unterschied ist, dass der Leser das Buch hier offensichtlich schon gekauft hat.
    Online würde ich (habe ich auch nicht viel länger als ein paar Seiten) das nicht lange durchhalten und eine solche Geschichte schnell wieder weglegen. Zeit ist für den Leser kostbar und er erwartet Mehrwert. Warum soll er etwas Belangloses lesen? Und ehrlich: Wie viele Leser freuen sich über die standartmäßige Beschreibung von Wetter und einem Wald. Das passiert sowieso in jeder Geschichte fünf Mal (und das ist ja auch gut so).

    **Die Zauberworte für einen Anfang sind Spannung, Action und Konflikt. **

    Joe Konrath bringt das in seinem Blog sehr schön und unterhaltsam auf den Punkt: Er arbeitet unter anderem als Juror für Kurzgeschichten-Wettbewerbe: How Not To Write A Story

    Ich muss zugeben: ALLE meine frühen Werke beginnen mit Wetter, einem aufwachenden Protagonisten oder Setting. Das ist der einfachste Weg für uns Autoren in den „Film im Kopf" zu kommen. Aber nicht für den Leser. Ich weise an dieser Stelle alle schon jetzt vor Zorn schäumenden Leser darauf hin, dass ich hier nur von Anfängen in Geschichten schreibe. Von den ersten paar Sätzen. Danach ist Wetter, Setting und Beschreibung sicherlich absolut notwendig ;)
    Außerdem noch einmal der Hinweis: Ich halte Short Storys für die Königsklasse, hier ist jedes Wort gesetzt, kein Wort zu viel sollte geschrieben werden und Regeln wie „Show, dont tell" sind keine Ratschläge, sondern Gesetz. In Novellen hat man mehr Ruhe und Freiraum. Aber was in der Königsklasse funktioniert, darf meiner Meinung nach gerne in allen anderen Stilformen übernommen werden.
    Als ich einen Anfang schreiben wollte, der alle Regeln aus dem Blog beherzigt ist mir zunächst absolut nichts mehr eingefallen. „Das geht doch gar nicht" hab ich mir gedacht. Mittlerweile klappt das ganz gut. Die letzten zwei Texte die ich geschrieben hab, beginnen so:
    _„Chakas blinzelte über seinen Sitz." _
    „Krachend flog Jonas in den Schlamm."
    Meine Geschichte nach der „Das-geht-doch-gar-nicht"-Erfahrung habe ich so begonnen:
    „Verdammte Ex. Tims Weg zum Strand war voller dunkler Gedanken."

    Für eine kurze Geschichte lohnt sich auch folgende Regel: Beginne die Geschichte. Geh nun zum letztmöglichen Startpunkt der Geschichte. Beginne die Geschichte.
    Für Romane lohnt sich das auch, aber gedacht auf die einzelnen Stationen der Handlung.
    Beispiel: Es kann sein, dass es irgendwann vor einer Woche eine große Schlacht gab, in der der König gefallen ist. Aber ist es notwendig, das ausführlich auf vielen Seiten darzulegen, wenn sich die eigentliche Geschichte um einen Bettler dreht, der nun bald Ritter wird?

    Meines Erachtens gehört in keinen Prolog und schon gar nicht in einen Anfang erzählende Beschreibung. Hier muss die Handlung passieren und nicht nur darüber gesprochen werden. Show, dont tell!

    Nicht: _Er befand sich auf dem Groove-Ab-Festival, zusammen mit seinen Freunden Tim, Jan und Tom,
    anlässlich ihrer Jahresfeier.
    _
    Besser: Um ihn herum dröhnten die Bässe. Der Gitarrist spielte sein Solo und Jonas reckte gemeinsam mit den 100.000 anderen Menschen vor der Bühne seine Faust in den Himmel.
    „Geil, dass das mit unserem Treffen dieses Jahr wieder geklappt hat", brüllte Tim neben ihm.

    Was ich auch oft lese in letzter Zeit, ist die Überlastung des Lesers mit Charakteren in den ersten paar Zeilen. Es sollten am Anfang maximal zwei handelnde Personen vorkommen. Alles andere kann sich keiner merken.

    Konflikte sind ein starker Motor. Schaut nochmal in die Anfänge der Autoren, die ich oben aufgeschrieben habe. In fast allen geht es um einen Konflikt: Kampf, Überwachung, brennendes Fleisch, Konflikt des Protagonisten, König muss vor Dummheit bewahrt werden, Marines auf dem Weg zum Kampf.

    Das ist der Stoff aus dem Geschichten sind. Andere Blickwinkel, Hürden, Rückschläge und Lösungen.

    Das führt zur nächsten Regel: Anfänge sollten weder langweilig noch banal sein. Das klingt jetzt ganz klar einleuchtend, aber wir Autoren machen oft den Fehler, zu glauben, dass was wir schreiben, automatisch spannend und relevant für den Leser sein muss. Ist es relevant oder spannend für den Leser, davon zu erfahren wie der Protagonist sein Schwert schärft? Eine Radiosendung hört, eine Packung Cornflakes kauft? Steve Moran schreibt dazu: Der Leser wird nicht durch eine Waffe am Kopf zum Lesen gezwungen. Er hat sein eigenes Leben und muss daher nicht am langweiligen Alltag eines anderen teilnehmen.

    Es gibt noch eine Menge mehr Tipps und Regeln, aber diese hier sollen erstmal als Start dienen ;) Weiterführende Links gibt’s unten.
    Alle Dinge die ich aufgeschrieben habe, lassen sich größtenteils nicht nur auf Anfänge beziehen, sondern auf ganze Geschichten. Zum Schluss noch ein einfacher Tipp aus dem Journalismus: Kurze Hauptsätze machen jede Geschichte schneller und spannender.
    „Er betritt das Kaufhaus. Hastig sieht er sich um. Die Zeit drängt. Der Mann zückt sein Smartphone, checkt die Uhrzeit: 14:35, Freitagnachmittag."

    Und nun seid ihr dran, was für Anfänge schreibt ihr? Habt ihr eigene Erfahrungen damit, was besonders gut ankommt? Habt ihr etwas umgeschrieben nach diesem Text? Postet es! ;)

    Meine Quellen und weiterführende Links:

    Joe Konrath How Not To Write A Story

    Joe Konrath Bad Stories
    Anscheinend stören ihn diese Fehler ziemlich stark, deswegen hat er zu Lehrzwecken selbst eine Kurzgeschichte geschrieben und alle möglichen Fehler eingebaut. Sehr unterhaltsam zu lesen ;)
    (Hier die Auflösung was er alles eingebaut hat)

    Steve Moran im Willesden Herald The sense of a short story
    Was braucht es eigentlich für Zutaten um eine gute Geschichte zu schreiben?

    Steve Moran im Willesden Herald Common faults in short stories submitted
    Das Gegenstück zu den Zutaten für eine Geschichte: Was kann schief gehen?

    Wikipedia Short Story Characteristics
    Eine sehr punnktgenaue Zusammenfassung welche Elemente eine Geschichte enthalten sollte.

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • Holm

    Und Aufgabe Nummer 3: Anna Wombat ringt sich durch und macht mit! Yeah! Diesmal sollte ich ans Bücheregal gehen, ein bestimmtes Buch rausgreifen, Seite 234 aufschlagen und blind einen Satz aussuchen.

    Offenbar wurden solche Fälle regelmäßig mit öffentlichen Shuttles transportiert.

    Annas Geschichte:

    Jeremias versuchte, die Sache als eine Art Experiment zu sehen, auch wenn es ihm nicht ganz gelang. Experimente spielten sich für gewöhnlich auf seinem Schreibtisch und in Reagenzgläsern ab, er trug dabei Plastikhandschuhe und eine Schutzbrille und fühlte sich damit und dem gedämmten Licht in seinem Zimmer sicher, geborgen und bereit für die Abenteuer, die ihm die Wissenschaft wohl bieten würde. Die Knallgasprobe, Magnesiumreaktionen mit Trockeneis oder die Herstellung eigener Seife – alles kein Problem. Seine erste Fahrt mit dem Schulbus allerdings.
    Mrs. Corvette nahm Jeremias an die Hand und drückte diese aufmunternd. Seit dem Tod seiner Eltern hatte sich die Dame vom Jugendamt seiner angenommen und ihn ganz reizend umsorgt. Jeremias hatte noch nie in seinem Leben so viele Schokoladenkekse gegessen und ferngesehen. Im Prinzip hatte er noch nie ferngesehen und wenn er so drüber nachdachte, könnte er das eigentlich den ganzen Tag tun.
    „Da kommt er, woooooow, da kommt er." Mrs. Corvette machte brummende Geräusche, als wolle sie den Schulbus nachahmen, der sich soeben den steilen Berg hinaufquälte, der zum Anwesen von Jeremias Eltern führte. Der Junge blinzelte. Der Bus war groß und gelb und er konnte schon von weitem die verschmierten Scheiben sehen, auf die mit patschigen Kinderfingern ein paar Bilder und Worte gewischt waren. Allan war hier, konnte Jeremias lesen, darunter noch verschiedene Kussmünder und ein riesiges männliches Genital. Ein mulmiges Gefühl kitzelte ihn in seiner Brust. Er quetsche Mrs. Corvettes Finger zusammen.
    „Muss ich wirklich?", flüsterte er. Mrs. Corvette, etwa zwei Köpfe größer als Jeremias, blickte streng, aber doch zärtlich auf ihn herab. „Ja, du musst", bestätigte sie bestimmt. „ Du bist jetzt 14 Jahre alt, Jeremias. Nichts gegen deine Eltern, Gott habe sie selig, aber dass sie dich all die Jahre in diesem Haus praktisch gefangen halten haben und dich nie am öffentlichen Schulunterricht haben teilhaben lassen, war unverantwortlich!“
    Der Schulbus hatte das Anwesen erreicht. Mit quietschenden Reifen blieb er vor Jeremias und seiner Betreuerin stehen. „Ich fand es schön zuhause”, piepste Jeremias, in der letzten Hoffnung, seinem nahenden Schicksal zu entgehen, doch Mrs. Corvette hatte ihn bereits energisch am Ärmel gepackt und in die Tür geschleift. „Du wirst sehen, sie werden alle supernett zu dir sein, mein Kleiner!", rief sie ihm noch über die Schulter zu, dann hatte sie ihn schon nach innen geschleift und in einen der gepolsterten Sitze gedrückt.
    Und dann saß Jeremia da und seine Hände verkrampften sich in seiner Schultasche und er drückte sich an die feisten Oberarme seiner Betreuerin und musterte mit großen Augen seine Umgebung. Es war schrecklich, ein heilloses Durcheinander. Vor ihm saßen zwei Mädchen, er konnte seine Augen nicht mehr von ihnen abwenden, es waren Mädchen, sie hatten langes schönes Haar und Mädchengesichter und Mädchenhaut und sogar den Ansatz von Mädchenrundungen, er hatte noch nie Mädchen gesehen; Jeremias konnte nicht mehr aufhören zu gucken, bis der Bus rumpelte und er durch den Sitz geschaukelt wurde. Sein Blick fiel auf die Bank neben sich und Mrs. Corvette, dort balgten sich zwei große schlaksige Jungs, TEENAGER mit PICKELN und TOTENKOPFSHIRTS und sie hielten ZIGARETTEN in den Händen und hatten PIERCINGS! Jeremias ächzte und zupfte entsetzt an Mrs. Corvettes Bluse, aber sie schüttelte ihn nur beruhigend ab. Von solchen TEENAGERN hatte er von seinen Eltern gehört und er hatte Angst. Offenbar wurden solche Fälle regelmäßig mit öffentlichen Shuttles transportiert. Er wollte gar nicht wissen, wie viele dieser Art in der Schule auf ihn warten sollten. Hinter sich hörte er Johlen und Pfeifen und Klatschen und Geschrei, er hielt sich die Hände über die Ohren, bis Mrs. Corvette sie ihm genervt wegzerrte, er sah draußen die Stadt an sich vorbeiziehen, unaufhaltsam, unabänderlich rollte er auf die Schule zu, bis der Bus schließlich hielt. Die lärmende Menge strömte aus dem Bus. Jeremias und Mrs. Corvette waren die letzten, die in die Tür traten. Jeremias schirmte geblendet seine Augen vor der Sonne ab. Er spürte Mrs. Corvettes Hand auf seiner Schulter. Bestimmt schob sie ihn die Stufen hinab, hinein in die Massen von Kindern und Jugendlichen, die vor der Schule warteten.

    Meine Version:

    Chakas blinzelte über seinen Sitz. Der verrückte Terraner zwei Sitze weiter vorne hatte gerade wieder einen Schub. Wild kreischend, warf er die Arme in die Luft und versuchte die Haube abzureißen, die auf seinem Kopf saß. Chakas wusste auch nur aus dem Planetnet von solchen Menschen. Auf der Erde war es anscheinend einigen Forschern gelungen so etwas wie telepathische Fähigkeiten zu entwickeln. Das ganze war aus dem Ruder gelaufen und hatte sich wie eine Infektion verbreitet. Jetzt wurden solche Menschen isoliert und in spezielle Einrichtungen verfrachtet. Offenbar wurden solche Fälle regelmäßig mit öffentlichen Shuttles transportiert.
    Er befand sich gerade auf dem Weg zurück zur Station im Erdorbit, wo er seinen Flug heute um 6:00 Solzeit erwischen wollte. Hoffentlich machte dieser Spacko keine Probleme. Die Haube schien seine Gedankenkraft einzudämmen. Offenbar bekamen die Kräfte nicht allen und manche wurden verrückt.
    Der Terraner bemerkte ihn und fixierte ihn aus seinen rotgeränderten Augen. „Helfen sie mir", keuchte er, „Es tut so weh."
    Chakas sah sich um. Hinter ihm saß niemand, zu so einer frühen Uhrzeit war das Shuttle fast ganz leer.
    Der Wächter neben dem verrückten Terraner zerrte ihn grob zurück in den Sitz und brüllte: „Ruhe Gefangener!“
    Er trug eine dunkle Uniform, Chakas konnte nicht einordnen zu welchem der tausend Geheimdienste er gehörte. Der Terraner wimmerte und hielt sich seinen Kopf, blieb ansonsten aber ruhig. Chakas grübelte. Warum sollte das Militär ihm wehtun? Das stank gewaltig.
    Unentschlossen erhob er sich und ging den Mittelgang entlang nach vorne. Aus dem großen Panoramafenster konnte er den Horizont der Erde sehen, der sich gerade zu wölben begann.
    „Entschuldigen sie”, sagte Chakas zu dem Militärbeamten, „Ich arbeite auf Orion für die größte digitale Zeitung. Könnten sie mir wohl sagen, was mit dem Mann nicht stimmt?“
    Ungläubig sah der Beamte ihn an. Mehrmals öffnete und schloss er den Mund. Anscheinend hatte er lange nichts mehr außer gebrüllten Befehlen gehört.
    Der Terraner neben dem Mann zuckte zusammen und sah Chakas an. Sein Wimmern wurde lauter: „Bitte…”, sagte er.
    „Ich hab gesagt du sollst die Fresse halten. Und sie, Pressefutzi, gehen sie zurück auf ihren Platz. Dies ist eine Angelegenheit von planetarer Sicherheit, das geht sie nichts an."
    Planetare Sicherheit. Wie Chakas diesen Quatsch hasste. Außerdem war er die vierte Gewalt, ihn ging alles etwas an.
    „Das heißt also, sie haben keine rechtlich sichere Genehmigung diesen Mann zu verlegen?"
    Fischmund klappte seine Kauwerkzeuge erneut auf und zu.
    „Sie haben sicher schon einmal von der Pressefreiheit gehört? Außerdem scheint mir das fast wie ein Fall von Freiheitsberaubung hier. Nehmen sie dem Mann bitte die Haube ab, sie scheint ihm Schmerzen zu bereiten.“
    Wie von Zauberhand hatte Chakas seine Laserpistole aus der Tasche befördert und richtete sie nun lässig auf den Beamten. Bei ihm zuhause waren solche Methoden Gang und gebe, der Staat erklärte überhaupt nichts und tat was er wollte. Er hatte nicht gewusst, dass es hier auch bereits so weit gekommen war.
    „Wie können sie es wagen? Ich bin ein offizieller Beamter der…”
    „Sparen sie sich das Gewäsch. Ich bin schon 30 Jahre im Journalismus und sie sind nicht der erste grausame Beamte der mir unterkommt. Aufmachen!“
    Um seine Forderung zu unterstreichen, hielt Chakas seine Waffe jetzt nicht mehr ganz so lässig in seiner Hand.
    „Das ist ein Fehler, hören Sie.” Was war das im Gesicht des Beamten? Angst?

    Jetzt ist aber Feierabend. Wer möchte, kann ja gerne auch was uu dem Satz machen :)

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  • Holm

    Eigentlich wollte Anna Wombat bei Nr2 ja mitmachen, aber “sie kannte das Bild ja schon”. :D
    Aufgabe war es, zu dem Bild ein kleine Geschichte zu erdenken.

    Hier meine Idee dazu:
    Krachend flog Jonas in den Schlamm. Schmerzhaft prallte sein Arm auf den Boden und der Matsch spritzte in sein Gesicht. Schützend hob er die Hände vors Gesicht. Um ihn herum tanzten tausende Leute. Einen Augenblick später jagte ein stechender Schmerz durch seinen Bauch. Keuchend krümmte er sich zusammen.
    „Hör auf du Idiot!", brüllte eine weibliche Stimme, irgendwo rechts über ihm. Den nächsten Tritt konnte er mit seinen Händen abfangen. Er riss an dem zutretenden Fuß und holt den Angreifer von den Beinen. Blut lief ihm ins Auge, anscheinend hat der andere ihm eine Platzwunde an der Augenbraue verpasst. Tim stürzte neben ihn in den Schlamm und Jonas nutzte den Moment um sich aufzurappeln.
    „Verdammter Wichser!", brüllte er ihm ins Gesicht und streckte ihm den Mittelfinger bedrohlich entgegen. Dann drehte er sich um und rannte los. Der Volltrottel Tim hatte schon den ganzen Tag ein Problem mit ihm. Wahrscheinlich weil er sich nett mit seiner Freundin unterhalten hatte. Er hastete aus dem Menschenpulk und blieb kurz stehen um nach Luft zu schnappen. Vorsichtig berührte er seine aufgeplatzte Augenbraue. Die Verletzung fühlte sich nicht weiter schlimm an, nur ein kleiner Cut, oberhalb seines rechten Auges.
    Wutentbrannte wischte er das Blut in die Luft. Das war ungerecht. Tim war blöd, groß und gut gebaut. Er bekam natürlich das hübscheste Mädchen ab. Keine Chance für ihn. Jonas selbst war eher schmächtig, die Sorte Teddybär, den die Mädchen süß fanden und gerne in die beste-Freund-Schublade steckten. Er war auf dieses Festival gefahren um endlich mal mit einem Mädchen in die Kiste zu kommen. Jetzt ging er langsam in Richtung ihres Lagers zurück. Die Zelte zogen langsam an ihm vorbei. Die Sonne sank schon dem Horizont entgegen und die meisten Leute standen vor der Bühne und genossen die Musik. Vereinzelt sah er ein paar Leute grillen und in dem ein oder anderen Zelt wurden schon mal die Luftmatratzen durchgetestet. Eigentlich war auch gar nicht geplant gewesen, dass Tim und Anna mit auf das Festival kamen. In letzter Minute hatten sie sich eingeladen. Anna war schön und verführerisch, er kannte sie schon seit langer Zeit. Sie konnten gut reden und er wusste viel aus ihren Leben. Ob sie wohl bemerkte, dass er immer mehr gewollt hatte?
    Zornig trat er gegen eine Zeltstrippe und der Hering flog im hohen Bogen davon.
    „Wichser!", brüllte er. Er hätte nicht soviel trinken sollen, dann hätte dieser grobschlächtige Wal ihn gar nicht treffen können.
    Nach kurzem Marsch erreichte er ihre Zeltbasis. Im Gegensatz zu Tims Zelt war seins lächerlich klein: Rosa und Blau vereinten sich zu einer armselig kleinen Hütte. Aber es war das einzige, dass seine Eltern noch im Keller gehabt hatten. Missmutig lies er sich auf den Boden neben der Feuerstelle plumpsen. Sein Kopf drehte sich, der Kreislauf kapitulierte vor der plötzlichen Bewegung und dem Alkohol. Gedankenverloren griff er nach einem der Stühle die neben ihm standen. Einfache Konstruktionen aus Plastik und Plane, die man aufklappen und sich dann wie ein Regisseur im Film fühlen konnte. Was hatte dieser Tim, was er nicht hatte? Seit Jahren war er für Anna da. Wütend knüllte er den Stuhl zusammen, sodass er zusammengefaltet die Maße eines Stocks hatte. Was wäre, wenn er Tims Zelt einfach abbrennen würde? Dann müsste der fette Wal im Freien übernachten. Und Anna würde bestimmt zu ihm kommen. Ohne darüber nachzudenken hielt er das Ende des Plastikstuhls in die glimmende Glut der Feuerstelle. „Brenn doch einfach", schalt er den Stuhl, aber das Plastik wollte kein Feuer fangen. Irgendwo musste doch… Er fand was er suchte und öffnete den Verschluss der Spiritusflasche mit den Zähnen. Er lies einen kräftigen Strahl aus der Flasche über den Stuhl schießen. Nass sank die Flüssigkeit in das billige Material. Einen Augenblick später fing die Spitze Feuer. Jonas hob den Stuhl aus der Glut und beobachtete wie die Flammen an dem grünen Material leckten. Er packte den Stuhl unten an den Beinen und betrachtete sein Werk. Lichterloh brannte das Zeug jetzt und lies ekligen Plastikgestank zum Himmel aufsteigen. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Tims Zelt, blieb aber sitzen. Dafür war er doch zu feige. Sicher würden die anderen ihn verdächtigen. Also beobachtete er einfach nur wie der Stuhl langsam abbrannte. Tim hatte die schöne Anna gar nicht verdient, aber er konnte auch nichts daran ändern. Alles was er konnte war Spiritus über einen Stuhl kippen. Tränen stahlen sich in seine Augen, aber sicher nur wegen des bestialischen Gestanks nach Plastik. Irgendwann wurden die Flammen kleiner und er warf das Plastikgestell auf die Wiese. Scheißegal, ob das Gras wegbrannte. Er wollte nur noch schlafen gehen.

    Vielleicht hat noch wer Lust? :)

    (für leser aus dem anderen thread: Ich hab den Anfang in die Vergangenheit gesetzt, weil ich beim schreiben, dank meines wattigen Kopfs, eh wieder dahin gerutscht bin)

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  • Holm

    Da ich heute ein bisschen durch meine Erkältung geschlagen bin, schaffe ich es nicht auf Kurzgeschichtenniveau zu schreiben, oder mich in meine große Geschichte einzulesen.
    Also hat Anna Wombat
    einfach kurzerhand gesagt: “Du magst keine Krimis und findest Beschreibungen am Anfang von Geschichten doof, deswegen kriegst du die Aufgabe einen Tatort im Mittelalter zu beschreiben.”
    “Okaaaay…” hab ich gesagt und gleich noch die Stundenaufgabe mit reingeschrieben. Hier das Ergebnis:

    Jon stieß die großen Flügeltüren auf. Schwefelgeruch schlug ihm entgegen. Er verzog das Gesicht. Mit langen Schritten stürmte er in die Vorhalle und sah sich um. Sein Blick glitt über holzvertäfelte Wände und Jagdtrophäen. Das Haus in das er gerufen worden war, stand in einem der herrschaftlichen Bezirke der Stadt und sein Bewohner protzte offenbar gerne mit seinem Geld. Jon entdeckte seinen Adjutanten an der rechten Seite der Halle. Er eilte zu ihm hinüber.
    „Was ist passiert?", fragte er. Der andere Mann machte eine Geste und zeigte in den Raum hinter der Tür. Was sollte das, war das Verbrechen zu schrecklich um es ihm in ein paar kurzen Worten zu schildern? Jon hob skeptisch die Augenbraue und trat durch die Tür. Der Schwefelgeruch hatte bereits böse Vorahnungen in ihm wachgerufen. Sein Blick fiel zuerst auf die Leiche, die im Raum lag, oder vielmehr das, was davon übrige geblieben war. Der Kopf lag mit grotesk verzerrten Gesichtszügen in der Nähe des Fensters, die Beine fand er jeweils einzeln in zwei der Ecken des Raumes. Der Rest fehlte. Jon machte einen Schritt in der Zimmer hinein, Kälte schlug ihm entgegen, die Härchen in seinem Nacken stellten sich augenblicklich auf.
    Jon hielt vergeblich nach dem Torso der Leiche Ausschau. Jetzt im Raum mischte sich in den Schwefel der überwältigende Geruch von Kupfer. Überall klebte Blut. Ausgehend von einem riesigen Fleck am Boden, breiteten sich die Überreste durch den ganzen Raum aus. Die Wände waren bis unter die Decke bespritzt. Jon nahm einige mit Blut geschriebene Sprüche an der Wand wahr. Er kannte die Sprache nicht und verschob ihre Betrachtung auf später.
    In der Mitte des Raumes fand er einen mit weißer Kreide gezogenen Bannkreis. Innerhalb des Schutzzaubers war der Boden unversehrt. Um ihn herum waren die teuren Dielen mit langen und tiefen Kratzspuren zerfurcht. Jon vermutete ein verbotenes Ritual, dass aus dem Ruder gelaufen war. Die Frage war nun: War die Leiche geopfert worden, oder war es der Zaubernde selbst, dessen Kopf unter dem Fenster lag. Aber warum sollte jemand, der versuchte einen Dämonen zu beschwören, so sah es für ihn auf den ersten Blick aus, so dumm sein und seinen Schutzkreis verlassen?
    „Der Tote scheint regelrecht explodiert zu sein", merkte sein Adjutant an. Das erklärte die Sauerei und verstreuten Körperteile.
    „Hol mir einen von diesen Magiern aus dem Bett. Vielleicht kann mir jemand erklären, was das für eine Sprache auf der Wand ist.“
    Der andere Mann nickte und eilte in Richtung der Tür.
    „Weiß man schon, wer der Tote ist? Ist der Hausherr anwesend?”, fragte Jon. Die Kleider an den Beinen sahen hochwertig aus.
    „Der Hausherr ist bisher nicht aufzufinden gewesen", sagte sein Adjutant und Jon nickte.
    Er ging neben dem Kreis aus Kreide in die Hocke und untersuchte die Spur auf eventuelle Lücken. Er konnte keine entdecken. Schwefel war der Geruch der Dämonen und die Kratzspuren auf dem Boden ließen auch auf ein solches Wesen schließen. War der Beschwörer allein gewesen? Jon hasste Magie über alles. Er vertraute auf seinen Verstand und die Kraft eines Schwertes, ihm machten Zauberer Angst, die ihn einfach in die Luft hoben und ihn platzen ließen. Zum Glück gab es nur noch wenige in seinem Land.
    Der Raum war viereckig und er entdeckte in den Ecken die Ausläufer eines Pentagramms. Ansonsten fehlte jegliche Einrichtung. Kerzenwachs klebte auf dem Boden. Dieses Zimmer war nicht zum ersten Mal für solcherart Rituale genutzt worden. Der Kriminalist zückte sein Notizbuch und notierte sich einige Fragen. Dieses Haus hatte sicher ein paar Diener, die vielleicht etwas zu den Vorgängen sagen konnten. Außerdem würde er seine Helfer anweisen, die komplette Einrichtung von oben bis unten auf den Kopf zu stellen. Vielleicht fand sich irgendwo ein Hinweis darauf, welcher Dämon hier beschwört werden sollte. Ein eisiger Schauer jagte Jon den Rücken herunter. Die Kratzspuren deuteten darauf hin, dass es nicht nur beim Versuch geblieben war. Er hatte jetzt also unter Umständen ein freilaufendes Leute zerreißendes Etwas in seiner Stadt. Was für ein blendender Start in den Tag.

    Was meint ihr? Was mache ich in der nächsten Stunde? :D

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  • Holm

    Dankeschön :) Ich habe das direkt so übernommen :) Hab mich mit der fertigen Geschichte bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb beworben und bin kläglich gescheitert :D Wenn du magst kannst du den Rest gerne lesen :)

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Es scheint als hättest du die Verbindung zu Schreibnacht verloren, bitte warte während wir versuchen sie wieder aufzubauen.