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Anhur
Mein Bodyguard kommt zu spät:
“Irina sprang auf mich zu und ich tat etwas Dämliches. Ich sprang ihr entgegen. Ohne Plan, ohne Stil. Aber es funktionierte. Ich traf mit meinem harten Schädel ihre weiche Nase. Ich spürte es Knacken. Die zweite Nase an einem Tag. Doch Irina wäre nicht, wer sie ist, wenn sie sich von einer Lappalie wie einer gebrochenen Nase aufhalten ließe. Mit kühler Präzision führte sie zwei Schläge gegen meine Seite, die mich teilweise lähmten. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich zurückhielt. Eigentlich müsste ich längst auf der Krankenstation liegen. Warum befolgte sie nicht den Befehl ihrer direkten Vorgesetzten? Ich wankte auf sie zu, täuschte einen Schlag an und wollte ihr wieder einen Kopfstoß geben, den sie diesmal aber kommen sah und blitzschnell ihrerseits den Kopf senkte. Meine Nase knallte auf ihre Stirn und diesmal knackte es bei mir. Blut schoss aus meiner Nase und gab dem bereits gesprenkelten Boden eine neue Nuance. Alles drehte sich. Ich dachte an Liszt und seinem Liebestraum in As-Dur. Irina kam herum, verdrehte mir den Arm und brachte mich keuchend auf die Matten. As-Dur, der Gräberton. Mein Blut vor mir, warm und dennoch edel. Ich atmete tief ein, blieb hängen im As-Dur-Akkord, fühlte mein Blut, hörte es rauschen, sah es tropfen, dann stoppen. Ich drehte mich – meine Schulter krachte – die andere Seite – meine Faust, geballt, traf ihr Ziel. Mit einem dumpfen Aufprall, schickte ich Irina auf die Matte neben mir. Unsere Blicke trafen sich und sie formte mit ihren Lippen ein „hör auf!“
Doch ich kochte innerlich. Jetzt konnte ich nicht aufhören. Jubel brannte wieder auf. War das Applaus? Ich stemmte mich hoch, wollte das Blut wegwischen, doch es war bereits gestockt. Ich fokussierte mich, spürte die schlaffe rechte Seite, aber auch die starke linke Seite. Irina sah mich irritiert an, als ich Anlauf nahm und sprang. Ich hatte überhaupt keinen Plan, aber gegen Irina, die für alles einen Plan hatte, war es vermutlich die beste Option. Ich sah Kenneth auf mich loslaufen – Verzweiflung im Gesicht. Im letzten Moment drehte sich Irina weg, erhob sich leicht und ließ meinem Kopf auf ihr Knie knallen. H-Moll umfing mich und führte mich ins Dunkel.” -
Anhur
Immer noch Moll. B-Moll. Chopin, Walzer No. 2. Aufnahme von 2007 von Tharaud. Danach direkt die Rachmaninov und Chopin Sonaten von der Grimaud auf ihrem 2005 Album. Saugeil! Selbst für Klassik-Newbies was zum “reinkommen”
Edit: Gerade kriegt meine Prota so auf die Fre**e. Mein Gott… die Arme. Dazu der Marche Funebre von Chopin. Grandios, was Musik kann. Toll für mich, schlecht für die Prota …