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Fabeltouristen
Für alle, die jede Schreibtour im Camp NaNo April 2023 absolviert haben.
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Tintenklecks
Aaaaaaaaaaaw, wie schön!
Sehr niedliche Geschichte!
Und außerdem sehr unterhaltsam! =D
Danke noch mal, dass du das so spontan übernommen hattest, @Betty-Blue!@origami sagte in 6. Türchen - Nikolaus wider Willen:
Eine wirklich sehr schöne Geschichte, da will man glatt ins nächste Kaufhaus laufen und sich dem Nikolaus auf den Schoß werfen.
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Betty Blue
6. Dezember – Nikolaus, sei unser Gast… - @Betty-Blue
Dein Charakter wird quasi gezwungen für einen Abend den Nikolaus zu spielenNikolaus wider Willen
„Hey, Kai!“ Meine Mitbewohnerin Lisa riss die Tür auf und stürmte in mein Zimmer, ohne abzuwarten, ob ich sie hereinbat. „Rate, was grade passiert ist!“
Ich warf ihr einen gespielt bösen Blick zu. „Du hast ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, dass ich angezogen bin und nicht nackig vorm PC hocke?“
„Nein, du Idiot.“ Sie schmiss sich auf mein Bett und grinste dabei übers ganze Gesicht. „Ich hab einen Job für dich!“
Oha. Ich brauchte dringend Arbeit, seit der kleine Buchladen dichtgemacht hatte. Immerhin bezahlte meine Miete sich nicht von selbst, und ich fiel Lisa schon zu lange finanziell zur Last. Sie war halt auch Studentin und verdiente nebenbei nicht die Welt.
Aber wie ich sie kannte, war der Job bescheuert. „Toll?“, versuchte ich deswegen, Begeisterung zu heucheln. „Was denn für einen Job?“ Bitte kein Kellnern. Bitte kein Kellnern! Dafür mangelte es mir echt an Hand-Augen-Koordination.
Lisa strahlte übers ganze Gesicht. „Es ist supertoll!“, quietschte sie. „Mein Onkel hat doch diesen Spieleladen.“
„Jaah?“ Ich kannte Lisas Onkel. Ferdinand war eigentlich ganz cool, aber ich begeisterte mich eher für Bücher als für Brettspiele und außerdem hatte er zwei nette Angestellte. Also was wollte er mit mir?
„Der Nikolaus hat sich eine schwere Grippe eingefangen.“
„Der Ärmste. Was hat das mit dem Laden von Ferdi zu tun?“
„Na, du wirst ihn ersetzen!“, jubilierte Lisa und sprang auf, um an meinem Arm zu zerren. „Los, du fängst um Drei an!“
Mooooment mal. „Ich spiele doch nicht den Nikolaus für die ganzen Kinder“, protestierte ich. „Das kann ich gar nicht!“
„Ist doch nur heute, und du musst nix machen außer Ho, ho, ho und so sagen und in die Kamera grinsen.“
„Ich mag keine Kinder.“
„Das musst du denen ja nicht erzählen.“
„Ich hasse den ganzen Kommerz?“, probierte ich es weiter.
„Pech für dich, dass diese Welt eben mit Geld funktioniert.“
„Und warum macht Ferdi das nicht selbst?“
„Weil du das Kostüm viel besser ausfüllst.“ Lisa seufzte und ließ mich wieder los. „Aber gut, wenn du nicht willst, sag ich ihm, dass er sich einen anderen Nikolaus suchen muss. Auch okay.“
Ach Mensch, und ich schuldete ihr Geld. Mit einem Seufzen stand ich auf und schaltete den PC aus. „Na schön“, murrte ich. Half ja nix.Anderthalb Stunden später saß ich in einem überfüllten Spieleladen. Das rot-weiße Kostüm war jetzt schon so warm, dass ich mich jetzt schon fühlte wie ein gut gegartes Hähnchen. Immerhin saugten Bart und Mütze den Schweiß auf, der mir von der Stirn lief. Der Stuhl war unbequem, und irgendwas pikste mir in den Hintern. Überall waren Eltern, die mit Geld um sich schmissen, als läge es auf der Straße. Auf meinem Schoß hockte ein kleines Mädchen mit laufender Nase und starrte mich aus großen Augen an.
„Ho, ho, ho“, machte ich und schnitt eine Grimasse, die sie hoffentlich für ein Lächeln hielt. „Und, was wünschst du dir dieses Jahr zu Weihnachten?“
Das Mädchen zog die Nase hoch, wischte ein bisschen Rotz mit dem Handrücken weg – „Leonie!“, schimpfte die dazugehörige Mutter – und sagte: „Ich will ein Pony!“
Klar, ein Pony, was sonst. „Warst du denn auch brav?“ Abgesehen davon, dass sie nicht mal bitte sagen konnte? Während Leonie darüber nachdachte, sah ich mich nach Lisa um. Meine Mitbewohnerin stand am Tisch mit den Kartenspielen und unterhielt sich mit ihrem Onkel. Sahen beide entspannt aus. Wie schön. Ich hätte mir am liebsten den Bart runtergerissen.
„Ja!“, behauptete Leonie und grinste dabei. „Ich war brav!“
„Na, dann kriegst du bestimmt auch dein Pony.“ Die Mutter sah aus, als hätte sie die entsprechende Kohle dafür. Es lebe der Mammon! „Und jetzt lächel mal schön für deine Mama!“
Die knipste mit dem Handy ein paar Fotos, bedankte sich ganz herzlich bei mir und nahm ihren Sprössling von meinem Knie. Das nächste Kind stand schon bereit, aber ich hob abwehrend die Hände. „Moment!“ Noch eine Sekunde mehr und ich kippte um. Ich zerrte mir die Mütze vom Kopf und atmete auf, als wenigstens ein bisschen Luft an meine Haut kam. Dann nahm ich den Jungen auf den Schoß. „Ho, ho, ho! Was wünschst du dir denn dieses Jahr zu Weihnachten?“
„Ein iPhone! Warum hast du deine Mütze abgenommen?“
Ein iPhone, klar. Gut, dass man Glück kaufen konnte. „Weil mir unglaublich heiß ist.“
Der Junge musterte mich und lachte. „Sieht komisch aus“, fand er und ließ sich mit mir ablichten. Dann sprang er von meinem Knie und stürmte durch den Laden zu dem Ständer mit den Spielzeugrobotern: „Mama, Mama, ich will so einen haben!“ Wie bescheiden.
Gut, dass ich in drei Stunden fertig war.Am nächsten Abend kam Lisa wieder in mein Zimmer und grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Ich hab was für dich!“
„Bitte nicht noch einen Job als Nikolaus.“ Ich war noch von gestern platt. So was machte ich nie wieder!
„Na ja, also Ferdi will an Heiligabend nochmal so was machen, weil´s gestern so toll war.“ Lisa hielt mir einen Stapel Papiere hin.
„Nicht noch einen Job als Nikolaus“, wiederholte ich. „Das schaffe ich nicht. Was ist das?“
Sie seufzte schwer. „Guck einfach.“
Es waren Bilder. Sie alle zeigten ähnliche Szenen – ein Kind auf dem Schoß von einem Nikolaus ohne Mütze, dahinter Geschenke und manchmal ein Weihnachtsbaum. „Woher hast du das?“
„Das ist von den Kindern gestern. Ein paar haben zuhause gemalt und die Mütter haben die Bilder dann zu Ferdi gebracht.“
Ich schluckte. Ein Kind hatte sogar meine schwitzig an den Kopf geklebten Haare gemalt. Daneben stand in krakeligen Buchstaben NIKLAUS! und drei große lilane Herzen. „Wow.“ So nett war seit Langem keiner mehr zu mir gewesen.
Vielleicht ging es den Kids ja doch nicht nur um den Kommerz? Wer nur ein Pony oder ein iPhone haben wollte, setzte sich doch abends nicht hin und malte ein Bild von einem Nikolaus, der in seinem Job schlecht gewesen war.
„Weißt du“, sagte ich langsam und sah mir das nächste Bild an. Darauf hatte das Kind meine Mütze auf. Konnte mich nicht daran erinnern, dass das passiert war. Fantasie war etwas Wundervolles. „Ich glaube, ich mache das an Weihnachten.“
„Ja, echt? Du hast grade noch gesagt –“
„Na, aber dann bin ich doch der Weihnachtsmann und nicht der Nikolaus! Das ist ja wohl ein Unterschied.“ Und wenn Kinder an Heiligabend noch auf der Suche nach einem Weihnachtsmann waren, dann brauchten sie vermutlich auch einen. Ich würde dafür sorgen, dass einer da war. Mit Mütze! -
Tintenklecks
Spannende Idee, dass der Krampus sich mal die Erwachsenen vornimmt.🤭
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