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Hades' Liebling
Für alle aus Hades’ Seelen im Camp NaNo April 22, die ihr Ziel zu 100% erreicht haben.
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Manuela Sonntag
Guten Morgen ihr Lieben!
Also bei uns wurde der Regen ja nur so für 1-2 Stunden mal von Schnee unterbrochen, von daher lässt die Winter-Wunderland-Stimmung arg auf sich warten … Andererseits blinzelt heute ein bisschen blauer Himmel zwischen den Wolken durch, das ist ja auch nicht schlecht.
Gestern war meine produktivste Leistung unsere Hunde zu einer Dusche zu überreden, ohne danach das Bad und die ganze Wohnung putzen zu müssen, nach dieser heroischen Leistung fand ich, war den Rest des Tages auf dem Sofa gammeln völlig angezeigt.
Heute hoffe ich aber, dass ich ein paar Gehirnzellen zusammenbringe, um mich an mein Plottingfile zu setzen. Vorher werden wir allerdings eine Hunderunde zum Bäcker machen, denke ich.
Macht euch einen entspannten Sonntag!
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Manuela Sonntag
10. Dezember – Weihnachtswunder
Prompt: Dein Charakter wird kurz vor Heiligabend krank und hat die Hoffnung auf ein Wunder schon aufgegeben.Mein Handy pingt. Mit einem erleichterten Seufzer taste ich zwischen den Deckenbergen herum. Der Schüttelfrost hat nachgelassen, aber bisher konnte ich mich noch nicht dazu aufraffen, nach der Fernbedienung zu suchen, und bin daher dankbar für jede Ablenkung von der Wiederholung von ‘Drei Haselnüsse für Aschenbrödel’, die inzwischen schon zum dritten Mal in zwei Tagen durch mein Schlafzimmer flimmert. Zwischen drei Packungen Taschentüchern und einer Dose Salbeibonbons fördere ich schließlich mein Handy zutage.
Mission accomplished!, verkündet die Nachricht, und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn ich schon den Heiligabend krank im Bett verbringen muss, dann können mir die Weihnachtsgeister zumindest eine kleine Lästerrei über Kollegen nachsehen, oder?
Gab es Violinen und einen dramatischen Kuss unterm Weihnachtsbaum?, texte ich zurück und stelle dabei fest, dass Bettina ihr Messenger-Profilbild aktualisiert hat. Ein rotes Kleid, das eher zum Empfang bei der Queen als zu unserer lahmen Weihnachtsfeier passt und zu dem ein Filter die entsprechenden Engelsflügelchen addiert, getoppt von einem Haarreifen, der sie wie ein wandelndes Silvesterfeuerwerk aussehen lässt … Gut, dass wir nicht befreundet sind, weil ich ihren Modegeschmack teile.
Pff, als ob. Ich musste sie quasi zu ihrem Glück zwingen, aber ich habe das mal auf mich
genommen für das Team. Wenn die beiden noch länger umeinander herumgeschwänzelt wären, ohne zur Sache zu kommen …
Die nächste Nachricht besteht nur aus dem GIF eines Pandas, der eine Büroeinrichtung zertrümmert, und ich antworte mit einem Lach-Smiley. Dann muss ich erst einmal den Kopf in den Nacken legen, weil meine Nebenhöhlen gegen meine vorgebeugte Körperhaltung protestieren. Der Druck lässt nur langsam nach und ich gönne mir ein tief empfundenes Stöhnen – eine ganze Wanderdüne aus Rotz bewegt sich durch meinen Kopf, meine Familie feiert Weihnachten ohne mich, und ohnehin kann mich nur mein Wärmflaschen-Teddybär hören.
Ich versinke ein wenig in Dämmerschlaf, während ich darauf warte, dass der Schmerz nachlässt, und als das Handy das nächste Mal pingt, muss ich erst ein paar Tränen fortblinzeln. Auf dem Fernsehbildschirm wirbelt der Prinz Aschenbrödel in ihrem weiß-silbernen Kleid herum, aber mir drückt nur ein Schleimpfropf auf die Tränendrüsen. Wenn das keine perfekte Umschreibung meines Weihnachtens ist, weiß ich es auch nicht …
Bist du eigentlich nachher Zuhause?, entziffere ich schließlich, und wenn meine Nase nicht so wund wäre, würde ich abfällig schniefen.
Wo sollte ich denn sonst sein?
Das Display behauptet, dass Bettina umgehend auf meine Nachricht antwortet, doch die drei hüpfenden Punkte lassen mich warten. Entweder verfasst sie einen ganzen Roman als Antwort auf meine sehr einfache Frage, oder ihr ist wieder einmal eine ihrer fünfhundert Organisationspflichten dazwischen gekommen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Gespräch vertrocknet, weil sie es mit dem Multitasking übertreibt.
Immerhin schenkt mir meine wachsende Frustration mit den dämlichen Hüpfepünktchen genug Energie, um mich endlich unter meinen Decken hervorzuwühlen und nach der Zitronentee-Thermosflasche auf dem Nachttisch zu greifen. Die nächste Nachricht pingt.
Hätte ja sein können, dass deine Familie dich gesundpflegt, du hast doch genug Brüder für einen Krankentransport.
Der heiße Tee brennt in meiner rauen Kehle und ich bin die nächsten Minuten mit Husten beschäftigt, während ich immer genervter werde. Genervt von den Schmerzen in meinen Bauchmuskeln, dem ewigen Nachgeschmack von Menthol in meinem Mund, genervt von Freundinnen mit gut gemeinten Ratschlägen und meinem verflucht einsamen Weihnachten.
Sorry, meine Schwägerin hat ein 6 Monate altes Baby und meine Mutter ist zu alt, um eine Grippe wegzustecken. Und wo du schon nicht gefragt hast, Alex kann ich auch nicht sehen, weil meine Schwiegermutter noch in der Chemo steckt. Ich verbringe also die Weihnachtstage allein, aber schön, dass du mich wenigstens dran erinnert hast, danke für nichts.
Natürlich schreibe ich nichts davon. Zum einen, weil es unfair wäre, meinen Frust an Bettina auszulassen, aber hauptsächlich, weil mir nach meinem Hustenmarathon die Kraft fehlt. Also antworte ich einfach gar nicht und hoffe, dass ein leeres Nachrichtenfeld mehr als tausend Worte sagt.
Zunächst scheint es so, denn die nächste halbe Stunde verbringe ich mit dem zunehmend aussichtslosen Versuch, irgendein Unterhaltungsmedium zu finden, auf das ich mich trotz meiner Kopfschmerzen und meines Fiebers konzentrieren kann. Am Ende lande ich bei der hundertsten Wiederholung von ‚Kevin allein zu Haus‘ und kann mich immerhin damit trösten, dass niemand in die Bazillenhölle einbrechen würde, die meine Wohnung ist. Andererseits beneide ich Kevin darum, dass er es zumindest noch in den Supermarkt schafft, denn ich sehe dem dritten Abend Dosensuppe entgegen.
Dann klingelt mein Handy plötzlich, und ich falle vor Schreck beinahe vom Sofa. ‚Bettina Handy‘ blinkt vorwurfsvoll auf dem Display. Ich stöhne noch mal. Aber ich traue ihr zu, es hundertmal klingeln zu lassen oder mir einen Krankenwagen auf den Hals zu hetzen, also tippe ich resigniert auf den grünen Button.
„Ja?“
„Hi, ich bin’s. Ich stehe unten vor der Tür, kannst du mich mal reinlassen?“
„Was?“ Ich bin schon halb vom Sofa gerobbt, bevor mich meine butterweichen Knie wieder daran erinnern, warum Aufstehen keine gute Idee ist. Und Besuch auch nicht. „Du kannst nicht hochkommen, ich bin super ansteckend und …“
„Ich will doch nicht zu dir in die Wohnung, das Letzte, was ich gerade gebrauchen kann, ist krank zu werden.“ Ich kann ihr Augenrollen geradezu hören. „Ich stelle nur kurz im Flur was ab und verschwinde dann wieder.“
„Ugh, fein!“
Ich lege wieder auf, denn ich brauche beide Hände, um meinen Bademantel zuzuhalten und mich an der Wand abzustützen. Der Türsummer summt, Absatzschuhe laufen den Flur entlang, dann ein leises Klopfen.
„Frohe Weihnachten, Sara!“
Die Schuhe stöckeln wieder davon und die Tür fällt ins Schloss. Ich öffne die Tür einen Spalt und werde von einer schwarzen Kiste empfangen, die mit einer riesigen Samtschleife geschmückt auf meiner Fußmatte wartet. Mit ein wenig Ächzen schaffe ich es, mich vorzubeugen und den Deckel abzuheben. Ein ganzes Sammelsurium an Aluminiumschalen starrt mir entgegen, jede in Bettinas geradliniger Handschrift beschriftet: Rehgulasch, Serviettenklöße, grüne Bohnen, Kaiserschmarrn mit Vanillesoße und eine große Styropordose Kürbis-Maronen-Suppe, die nur unser Caterer so hinbekommt.
Ich schniefe, und das Aroma von Weihnachtsbraten dringt sogar durch meine geschundene, verstopfte Nase. Bettina mag ja manchmal eine Nervensäge sein, aber es ist irgendwie typisch, dass sie sogar ein Weihnachtswunder organisieren kann.
Ich angle das Handy wieder aus meiner Manteltasche.
Danke B, du hast was gut bei mir! Frohe Weihnachten!